Sie ist 35 Jahre alt, hat ihr eigenes Label und macht aus Menschen Muster. In einem Monat stellt die Baslerin Christine Sofia bereits ihre zweite Kollektion mit ihren ganz eigenen Stoffdrucken vor.
Von Zeit zu Zeit öffnet sie die Spange, mit der sie ihre langen blonden Haare zusammenhält, und fasst langsam Strähne um Strähne wieder zusammen. Sie legt den Kopf auf die Seite, greift ein Stück Stoff aus dem Regal, lässt prüfend ihre Hand dar über gleiten. Leise spricht die grossgewachsene schlanke Frau. Sie sei ein ausgeglichener Mensch, sagt Christine Sofia, und derzeit auch ein sehr zufriedener: «So wie ich leben darf im Moment, da stimmt einfach alles für mich.» Über Privates mag die junge Designerin, die sich selber als «vielseitigen, kreativen, unbunten Vogel» bezeichnet, nur zurückhaltend Auskunft geben.
Menschen als muster
Ganz nahe darf, ja muss der Betrachter jedoch, wenn es um ihre Kreationen geht. Denn die Muster ihrer Kollektionen zeigen erst auf den zweiten Blick, was sie wirklich sind. Es sind Menschenkörper, die sie auf ihre Stoffe bannt. Früher hatte sie mit Piktogrammen gearbeitet, erzählt sie, «dann fragte ich mich, wieso ich nicht gleich richtige Personen fotografiere. Der Körper hat doch eine ideale Figur und Form.» Und so fotografiert Christine Sofia die Menschen jeweils in einer speziellen Körperhaltung. Die Fotoshootings dauern oft Stunden. Es kommen Unmengen von Bildern zusammen. Anschliessend setzt Sofia diese am Computer zu einem Muster zusammen. «Das hier gehört zur neuen Kollektion», sagt sie und zupft ein Stück Stoff aus dem Regal. Von weitem wirkt das Muster wie eine Blume, doch wer genauer hinschaut, entdeckt, dass es in Wirklichkeit eine Frau in einem roten Kleid ist.
Meist fotografiert Sofia ihre Bekannten. So kann es vorkommen, dass aus Freundinnen T-Shirts, Jupes oder Foulards werden. Angela, deren Haare das Innere einer Blume darstellen, wird in der neuen Kollektion zu einem Sommermantel.
Für ihre Kollektionen ist Christine Sofia auf den digitalen Ink-Jet-Druck angewiesen. Sie lässt die Menschenmuster auf riesigen Plottern drucken. Den fertigen Stoff und einen Prototypen bringt sie zur Berufsfachschule Basel. Dort werden die Kleidungsstücke genäht. Von der Entwicklung über den Druck bis hin zur Produktion – «Sofiadruck.ch» ist ein Schweizer Produkt, worauf die Baslerin stolz ist. Mit der ersten Kollektion hat sie nun genug verdient, um die Stoffe für die zweite Kollektion drucken zu lassen. Ende März soll diese fertig sein, «ein grosses Highlight für mich», meint die 35-Jährige strahlend. «Das Design und das Produzieren ist das eine. Schwieriger ist es, das Produkt zu den Menschen zu bringen.»
Schwieriger alleingang
In ihrem Laden an der Haltingerstrasse in Basel hat sie nicht viel Laufkundschaft. Ihre Kollektion verkauft sie zusätzlich bei Daniela Spillmann und ForArt in der Basler Innerstadt. «Andere Labels haben einen Vertrieb oder einen Agenten», erklärt sie. «Es ist schwierig, alles alleine zu machen.» Vor anderthalb Jahren sei sie noch ein «Greenhorn» gewesen – nun hofft sie, dass der internationale Durchbruch nicht mehr in weiter Ferne liegt.
Die gelernte Rahmenvergolderin hat die Schule für Gestaltung absolviert. Die Liebe zum Handwerk hat sie beibehalten. In ihrem Laden stellt sie auch T-Shirts mit Insekten-Motiven im Siebdruckverfahren her. «Ich brauche Farbe an den Fingern, dann fühle ich mich wohl.» Die Liebe zu den Farben, zum Stoff allgemein, hat sie zur Textildesignerin werden lassen. Sie spricht und schwärmt von Farben – und trägt selber eine weisse Bluse unter einem hellgrauen Ärmelkleid. Um die Taille hat sie sich eine Wolljacke gebunden. «Das ist bequem und praktisch. Schliesslich bin ich hier am Arbeiten», sagt sie. Im Ausgang dürfe es auch mal etwas «Nettes» sein: «Ein schönes Kleid oder ein tiefer Ausschnitt.» Ihre eigenen Kreationen mit den Menschenmustern trägt sie nicht. Höchstens mal eine Tasche. Sie sei eher der Uni-Typ, sagt sie, «Muster sind halt schon etwas sehr Auffälliges».
Christine Sofia mag es für sich selbst lieber Uni. Ihre Stoffe sind bunt.