«Das richtige Paar fehlt einfach immer»

«Das richtige Paar fehlt einfach immer»

Sarah Jessica Parker alias Carrie Bradshaw, schuhbesessene Protagonistin von «Sex and the City», hat völlig Recht: Was kann denn der hübsche Gucci-Pantoffel dafür, dass ihr Konto überzogen ist und sie sich diesen Schuh eigentlich gar nicht leisten kann?

Das Gefühl, ohne einen bestimmten Ballerina, Sneakeroder Stiefeletten nicht mehr leben zu können, kennen viele – vor allem in meinem Bekanntenkreis.

Ungeschlagen an der Spitze thront Monica, Ökonomin und gern gesehener Dauergast in den Zürcher Schuhläden. Ihr Bestand nähert sich einer dreistelligen Zahl. Zu ihrer Verteidigung führt sie «seltenes Aussortieren» an. Mit der genauen Menge steht Monica auf Kriegsfuss, sie will es gar nicht genau wissen. Wozu auch? Schliesslich fehle grundsätzlich immer das richtige Paar. Fragt ihre Umgebung, ob sie ein neues Paar auch unbedingt braucht, antwortet sie selbstironisch: «Über das Brauchen bin ich selbstverständlich längst hinaus.»

Funktionalität war bei Sonjas letztem Schuhkauf das Hauptargument. Sie hatte Glück. «Kein Problem, damit einen ganzen Tag durch die Stadt zu hetzen», kommentiert sie ihren italienischen Stiefelfang. Viereinhalb Zentimeter hohe Lauffreude, dazu ein höchst bequemes ledernes Innenfutter. Und obwohl modisch der letzte Schrei: 79 statt 379 Franken. Das schrie geradezu danach, in ihre Sammlung aufgenommen zu werden. Auch wenn sich bereits beim Probieren zeigte, weshalb das Paar dermassen günstig an die Frau musste: Beim An- und Ausziehen durch den engen Schaft muss mindestens eine Viertelstunde eingerechnet werden – abgebrochene Fingernägel inklusive. Doch die Mühe entschädigt allemal, wenn die Blicke des allseits umschwärmten Arbeitskollegen mit einem «Was für sexy Stiefel!» daran haften bleiben.

Offen lässt aber Sonja ihren Schuh-Kontostand: «Ab 30 Paar aufwärts.» Genau lasse sich so etwas ja nie sagen, denn aus den Tiefen ihres Kellers tauchen ab und zu längst vergessene und inzwischen wieder angesagte Fusskleider auf wie zum Beispiel die caramelfarbenen 50er-Jahre-Pumps. Zudem räumt die Übersetzerin ein, dass ihre neuesten Wanderschuhe Modell «Michel Jordi» als Sonderangebot für 15 Franken möglicherweise noch nicht von der Statistik erfasst wurden. Hauptsache günstig, egal ob die Schuhe auch je getragen werden. Als weitere Entschuldigung hat sie gern an der Hand, dass nun mal Schuhe in Grösse 35 selten zu finden seien, und wenn, dann müsse sie sofort zuschlagen.

Die Devise von Samira heisst: «Einkäufe erst mal wegstellen. Später kann man dann sagen, sie wären gar nicht neu.» Leider funktioniert das nicht immer. Samira: «Meine beste Freundin merkts immer.» Die erste Schuhzählung ihres Lebens ergab ein «Hätte nie gedacht, dass ich auf 30 Paar komme»-Ergebnis. Doch dann kamen Turnschuhe dazu. Nicht für die Leibesertüchtigung, sondern fürs tägliche Gerenne im Job. Morgen und übermorgen werden es noch mehr. Samira: «Schliesslich brauche ich noch topaktuelle leichte Sommerschuhe.»

Da hat es die PR-Fachfrau Michèle schon einfacher. Als Beraterin einiger Schuhfirmen werden ihr die Objekte der Begierde sozusagen frei Haus geliefert. Aber dann oft gar nie auf ihre Tauglichkeit getestet. Eine Bestandesaufnahme will sie schon gar nicht machen. Wenn ihre Schuhmöbel wieder mal aus allen Nähten platzen, räumt sie sackweise auf. Nutzniesserinnen sind jeweils ihre Freundinnen, die die «Alt-Schuhe» mit Handkuss entgegennehmen und sich stolz mit den neuesten Weitzman- oder Ferragamo-Exemplaren zieren dürfen. Ob die nun zu deren Typ passen oder nicht.

Auf ihr «falsches Händchen» führt Sibylle das stete Anwachsen ihres Schuhberges zurück. Wenn sie im Laden stehe, sehe sie vor ihrem inneren Auge genau, zu welchem Kleidungsstück und Anlass sie den Schuh tragen würde. «Nur, wenn ich ihn dann zu Hause anziehe, muss ich ehrlicherweise eingestehen, dass er mir überhaupt nicht steht», gibt die sportliche Historikerin zu. Ihre teuren Versace-Stiefeletten kramte sie bisher ein einziges Mal hervor – zu einer Party unter dem Motto «Kleider, die man sonst nie trägt».

Das hingegen könnte Bettina nie passieren. Sie läuft meist zufällig an die Schuhe heran, kauft sie nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Spass am verrückten Design. Zuhause stehen bereits «sicher über 40 Paare», davon sei keines ein Fehleinkauf, wie sie ausdrücklich betont. «Was ich kaufe, trage ich auch», sagt die Kunsthistorikerin. «Das Imelda-Marcos-Syndrom hat wieder zugeschlagen», meint Bettinas Freund jeweils spöttisch, wenn sie wieder neue Schuhschachteln nach Hause schleppt. Sie trägts mit Fassung: «Ich stehe zu meinem Schuh-Tick.» Bettina liebt ganz einfach spezielle Schuhe – sei es vom Absatz, vom Material oder von der Farbe her. Je spezieller und auffälliger desto beliebter – wie zum Beispiel ihre Schlangenleder-Stiefel. Mit gutem Grund: «Mit Schuhen kann ich mein Styling mit wenig Aufwand, aber viel Effekt immer wieder komplett verändern.»

Ziemlich ins Geld geht der Schuhfimmel auch bei Susi. Nicht nur ihre Schwäche für besonders farbige Schuhe lässt das Konto der Lehrerin schnell schwinden. Dass sie auch immer noch die gleichfarbige Handtasche dazu braucht, verschlimmert das Problem. Nachdem sie es aber leid ist, bei jedem Schuhwechsel auch noch die Handtasche umzupacken, hat sie sich endlich eine neutrale schwarze Handtasche zugelegt. Dies hält sie indes nicht davon ab, auch weiterhin für frischen Wind in ihrem Schuhberg zu sorgen. «60 Paar wären optimal», meint sie freimütig. Immerhin hat sie eine elegante Lösung für deren Entsorgung. Auch ihr Hund darf an ihrer Passion teilhaben: Sind die Schuhe abgetragen, darf er ihnen endgültig den Garaus machen.

Als eine Möchtegern-Prinzessin, deren pragmatische Wurzeln am Ende obsiegen, bezeichnet sich die Personalberaterin Katharina. Sie weigert sich vehement ihren Schuhbestand zu zählen, gibt aber gleichzeitig zu, dass es Unmengen sein müssen. Geschmack für schöne Schuhe hat sie zweifellos, nur erstaunlich, dass man Katharina doch immer in den gleichen Latschen sieht. «Mit unbequemen Schuhe bekomme ich immer einen gequälten Gesichtsausdruck», ist ihre Ausrede. In Tat und Wahrheit steckt ein ganz anderes, postpubertäres Trauma dahinter: Ein Sturz von ihren Stöckelschuhen vereitelte vor Jahren den Beginn einer wundervollen Freundschaft – denn welcher 19-Jährige will schon eine Absturzgefährdete zur Freundin.

Hinweis: http://ch-de.voegele-shoes.com/3/damen/schuhe/stiefeletten

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